Fahrradklimatest 2024 im Landkreis Lüneburg - die Ergebnisse
Die Ergebnisse ließen länger auf sich warten. Was hat sich bei den Bewertungen seit dem Fahrradklimatest 2022 geändert, was nicht?
Der ADFC ruft regelmäßig (in geraden Jahren) gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium auf, an der Umfrage zum Fahrradklima teilzunehmen. Die Ergebnisse der Umfrage sind der Gradmesser dafür, wie fahrradfreundlich die Städte und Gemeinden empfunden werden.
Vom 1. September bis zum 30. November 2024 konnten Radfahrende wieder das Fahrradklima in ihren Städten und Gemeinden in Deutschland bewerten.
Im Landkreis Lüneburg haben es jetzt erstmals vier Kommunen geschafft, in die Auswertung zu kommen:
In der Hansestadt Lüneburg 562, in Adendorf 93, in Bardowick 75 und in Reppenstedt 60 Personen den Fragebogen ausgefüllt.
Bardowick kommt damit zum ersten Mal in die offizielle Auswertung. Adendorf und Reppenstedt haben es zum zweiten Mal geschafft.
Lüneburg …
… hatte deutlich geringere Teilnahme als 2022 und bekam viele schlechte Noten.
Die Zahl der Teilnehmenden sank im Vergleich mit 2022 um ein Drittel von 828 auf 562.
Lüneburgs Gesamturteil verbesserte sich geringfügig von der Note 3,9 auf 3,8. Diese Note ist aber als arithmetischer Mittelwert wenig aussagekräftig, da mehr als ein Drittel der Fragen mehrheitlich negativ beantwortet worden sind.
Es gibt doppelt so viele Fragen mit Mehrheiten einer negativen Bewertung als Fragen mit Mehrheiten einer positiven Bewertung.
Bei 10 von 27 Fragen lautet das Urteil einer Mehrheit der Teilnehmer mangelhaft oder ungenügend.
Bei 5 von 27 Fragen lautet das Urteil einer Mehrheit der Teilnehmer gut oder sehr gut.
Bei 15 von 27 Fragen vergaben mehr als 10 % der Teilnehmenden die Note 6.
Bei 5 von 27 Fragen vergaben mehr als 10 % der Teilnehmenden die Note 1.
Wo Unzufriedenheit vorherrscht (Note 5 und 6):
- Am schlechtesten bewertet wurde die Gefahr des Fahrraddiebstahls mit der Durchschnittsnote 5,1.
72 % vergaben hier die Noten 5 oder 6 – darunter 40 % eine 6. - An zweiter Stelle liegt die Breite der Radwege mit der Durchschnittsnote 5,0.
74 % sind hier unzufrieden. Auch hierzu vergaben 40 % die Schulnote 6. - 67 % empfinden die Wege für Radfahrer/innen als holprig und in schlechtem baulichen Zustand.
- 66 % sehen sich als Radfahrer/innen an Baustellen meistens zum Absteigen und Schieben gezwungen.
- 57 % der Befragten meinen, dass man in Lüneburg auf der Fahrbahn bedrängt und behindert wird.
- 55 % der Befragten meinen, dass man in Lüneburg auf Radwegen und Radfahrstreifen nicht sicher fahren kann.
- 52 % meinen, dass Ampelschaltungen nicht gut auf Radfahrer*innen abgestimmt sind.
- 50 % sehen häufige Konflikte zwischen Rad- und Kfz-Verkehr.
- Knapp die Hälfte
fühlt sich als Radfahrer/in gefährdet, sehen Fahrradmitnahme im Öffentlichen Verkehr als schwierig und/oder teuer an, meinen, dass großzügig geduldet wird, wenn Autofahrer/innen auf Radwegen parken und sehen viele Hindernisse auf Radwegen und Radfahrstreifen.
Was als gut wahrgenommen wird (Note 1 und 2):
- 77 % meinen, dass das Stadtzentrum gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist.
- 67 % meinen, dass öffentlich zugängliche Leihfahrräder für jeden einfach, zuverlässig und preisgünstig nutzbar sind.
- 61 % meinen, dass die meisten Einbahnstraßen in Gegenrichtung freigegeben sind.
- 53 % meinen, dass alle Fahrrad fahren - egal, ob alt oder jung.
- Die Hälfte meint, dass man zügig und direkt Ziele mit dem Rad erreichen kann.
Was ist den Teilnehmenden besonders wichtig?
Der Index der Wichtigkeit wurde aus den Bewertungsabstufungen (wichtig / eher wichtig / eher unwichtig / unwichtig) gebildet. Auf einer linearen Skala ist 1 = wichtig und 0 = unwichtig.
Die Bewertungen liegen in Lüneburg zwischen den Werten 0,54 und 0,93.
Wichtig:
Mit 0,93 wird das Sicherheitsgefühl als am wichtigsten bewertet.
Drei weitere Fragen [Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer, Oberfläche der (Rad)wege und Breite der (Rad)wege] sind mit 0,92 den Befragten fast genauso wichtig.
Hindernisse auf Radwegen mit 0,91 und Konflikte mit Kfz mit 0,89 sowie Winterdienst mit 0,88 liegen knapp darunter.
Bei den fünf als besonders wichtig wahrgenommenen Fragen sind zwei überwiegend negativ bewertete Fragen und keine überwiegend positiv bewertete Frage.
Eher unwichtig:
Bei den drei am wenigsten wichtig wahrgenommenen Fragen ist eine überwiegend positiv bewertete Frage und keine überwiegend negativ bewertete Frage.
Fazit: Wie schon beim vorigen Fahrradklimatest 2022 wurden Lüneburgs Schwächen auch 2024 von den Befragten als wichtiger angesehen als seine Stärken. Für eine wesentliche Verbesserung der Bewertung müssen die durch schlecht bewertete Fragen benannten Problembereiche angegangen werden.
ADFC-Fahrrad-Kommunalbefragung 2024
Im Kontrast dazu steht die Eigenbewertung der Lüneburger Verwaltung bei der parallel durchgeführten ADFC-Fahrrad-Kommunalbefragung 2024:
Als Herausragende Projekte der Radverkehrsförderung werden Fahrradring um die Innenstadt und Radverkehrsverkehrsgerechter Umbau Sternkreuzung genannt. Ersterer ist bisher nicht einmal zu einem Viertel umgesetzt. Bei der Sternkreuzung steht eine Realisierung in den Sternen.
Als positiv benannt werden auch “Anweisungen zur Baustellenführung des Radverkehrs”. Rund zwei Drittel sehen das beim Fahrradklimatest als negativ. Was bei diesen Anweisungen konkret herauskommt, zeigt beispielhaft unser Foto in diesem Beitrag. Entscheiden Sie selbst, welche Einschätzung realistischer ist.
Reppenstedt …
… ist der Aufsteiger in unserem Landkreis.
Im Vergleich zu Lüneburg und Adendorf fällt auf, dass sich die Bewertung in Reppenstedt deutlich verbessert hat - von Durchschnittsnote 3,5 auf 3,1.
Zur Durchschnittsnote passt, dass die Masse der Fragen weder überwiegend positiv noch überwiegend negativ bewertet wurde.
7 der 27 Fragen wurden mehrheitlich positiv (Schulnoten 1 oder 2) bewertet.
Nur eine der 27 Fragen wurde mehrheitlich negativ (Schulnoten 5 oder 6) bewertet.
Was als gut wahrgenommen wird (Note 1 und 2):
- 84 % meinen, dass die Ortsmitte gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist.
- 84 % meinen, dass man zügig und direkt Ziele mit dem Rad erreichen kann.
- 78 % stimmten für die Aussage “Bei uns wurde in letzter Zeit viel für den Radverkehr getan.”
- 75 % meinen, dass öffentlich zugängliche Leihfahrräder für jeden einfach, zuverlässig und preisgünstig nutzbar sind.
- 55 % meinen, dass Rad fahren - egal, ob alt oder jung.
- 53 % meinen, dass die meisten Einbahnstraßen in der Gegenrichtung für Radfahrer:innen freigegeben sind.
- 53 % meinen, dass Radfahren Spaß macht.
Wo Unzufriedenheit vorherrscht (Note 5 und 6):
- 66 % meinen, dass es schwierig und/oder teuer ist, Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen.
(2022 waren es nur 49 %.)
Die 2022 noch mehrheitlich negativ bewerteten Fragen “... wird man auf der Fahrbahn bedrängt und behindert.” und “ sind Wege für Radfahrer*innen oft zu schmal” haben jetzt jeweils weniger als ein Drittel der Teilnehmenden negativ beurteilt.
Was ist den Teilnehmenden besonders wichtig?
Der Index der Wichtigkeit wurde aus den Bewertungsabstufungen (wichtig / eher wichtig / eher unwichtig / unwichtig) gebildet. Auf einer linearen Skala ist 1 = wichtig und 0 = unwichtig.
Die Bewertungen liegen in Reppenstedt zwischen den Werten 0,50 und 0,96.
Wichtig:
Mit 0,96 wurde Winterdienst auf Radwegen als am wichtigsten bewertet.
Mit 0,92 sind gleichauf an zweiter Stelle Oberfläche der (Rad)wege und Breite der (Rad)wege.
Mit 0,91 fast gleichauf an dritter Stelle sind Sicherheitsgefühl und Hindernisse auf Radwegen.
Eher unwichtig:
Mit 0,50 am unwichtigsten wurde Medienerstattung bewertet.
Mit 0,54 liegen Aktionen und Kampagnen an zweiter Stelle der unwichtigsten Fragen.
Mit 0,56 liegen öffentlich zugängliche Leihfahrräder an dritter Stelle der unwichtigsten Fragen.
In den vergangenen zwei Jahren wurde und wird in Reppenstedt viel für eine bessere Radverkehrsinfrastruktur getan. Ein neuer Radweg nach Vögelsen wurde mit einem von diesem am Gut Brockwinkel abzweigender Radweg nach Lüneburg fertiggestellt. Außerdem wurde der Radweg zum Schulzentrum Oedeme verbreitert neu gebaut. Alle dies Wege wurden bzw. werden mit einer Breite von 2,50 Metern gebaut. Damit entsprechen sie der ERA 2010. Der Bau von beidseitigen gemeinsamen Geh- und Radwegen entlang der Ortsdurchfahrt (L 216) ist in Arbeit. Sie sind inzwischen vom Wiesenweg bis zum Ortsausgang in Richtung Lüneburg fertiggestellt.
Fazit: Die gegenüber 2022 deutlich bessere Bewertung zeigt, dass Verkehrspolitik, die (auch) für Radfahrer eine bessere Infrastruktur baut, gut ankommt.
Bardowick ...
...ist Neuzugang in unserem Landkreis.
Die Bewertung der 75 Teilnehmenden ergab eine Durchschnittsnote von 3,9.
Es gibt fast drei Mal so viele Fragen mit Mehrheiten einer negativen Bewertung als Fragen mit Mehrheiten einer positiven Bewertung.
8 der 27 Fragen wurden mehrheitlich negativ (Schulnoten 5 oder 6) bewertet,
3 Fragen wurden von einer Mehrheit positiv (Schulnoten 1 oder 2) bewertet.
Bei 11 von 27 Fragen vergaben mehr als 10 % der Teilnehmenden die Note 6.
Bei 5 von 27 Fragen vergaben mehr als 10 % der Teilnehmenden die Note 1.
Wo Unzufriedenheit vorherrscht (Note 5 und 6):
- 69 % meinen, dass Wege für Radfahrer:innen oft zu schmal sind.
- 56 % meinen, dass Wege für Radfahrer innen holprig und in schlechtem baulichen Zustand sind.
- 56 % meinen, dass es schwierig und/oder teuer ist, Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen.
- 56 % meinen, dass keine Werbung für das Radfahren stattfindet
- 54 % meinen, dass großzügig geduldet, wenn Autofahrer:innen auf Radwegen parken.
- 53 % meinen, dass Radfahrer:innen an Baustellen meistens zum Absteigen und Schieben gezwungen.werden
- 51 % meinen, dass man auf der Fahrbahn bedrängt und behindert wird.
- 50 % meinen, dass im Winter Radwege nicht geräumt und gestreut werden.
Bei sechs weiteren Fragen beträgt der Anteil schlechter Noten zwischen 40 % und 49 %.
Was als gut wahrgenommen wird (Note 1 und 2):
- 70 % meinen, dass die Ortsmitte gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist.
- 62 % meinen, dass man zügig und direkt Ziele mit dem Rad erreichen kann.
- 50 % meinen, dass öffentlich zugängliche Leihfahrräder für jeden einfach, zuverlässig und preisgünstig nutzbar sind.
Was ist den Teilnehmenden besonders wichtig?
Der Index der Wichtigkeit wurde aus den Bewertungsabstufungen (wichtig / eher wichtig / eher unwichtig / unwichtig) gebildet. Auf einer linearen Skala ist 1 = wichtig und 0 = unwichtig.
Die Bewertungen liegen in Bardowick zwischen den Werten 0,47 und 0,88.
Wichtig:
Mit 0,88 werden Hindernisse auf Radwegen als am wichtigsten bewertet.
Drei weitere Fragen (Sicherheitsgefühl, die Oberfläche der Radwege und Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer) sind mit 0,87 den Befragten fast genauso wichtig.
Eher unwichtig:
Bei den fünf als besonders wichtig wahrgenommenen Fragen sind zwei überwiegend negativ bewertete Fragen und keine überwiegend positiv bewertete Frage.
Bei den drei am wenigsten wichtig wahrgenommenen Fragen ist eine überwiegend positiv bewertete Frage und eine überwiegend negativ bewertete Frage.
Fazit: Bardowicks Schwächen werden von den Befragten als wichtiger angesehen als seine Stärken. Für eine wesentliche Verbesserung der Bewertung müssen die durch schlecht bewertete Fragen benannten Problembereiche angegangen werden.
Adendorf …
… hat höhere Beteiligung, bekam aber (wieder) viele schlechte Noten.
Die Bewertung der 93 Teilnehmenden ergab eine Durchschnittsnote von 3,8.
Es gibt mehr als doppelt so viele Fragen mit Mehrheiten einer negativen Bewertung als Fragen mit Mehrheiten einer positiven Bewertung.
7 der 27 Fragen wurden mehrheitlich negativ (Schulnoten 5 oder 6) bewertet,
3 Fragen wurden von einer Mehrheit positiv (Schulnoten 1 oder 2) bewertet.
Bei 15 von 27 Fragen vergaben mehr als 10 % der Teilnehmenden die Note 6.
Bei 5 von 27 Fragen vergaben mehr als 10 % der Teilnehmenden die Note 1.
Wo Unzufriedenheit vorherrscht (Note 5 und 6):
- 59 % fühlen sich auf der Fahrbahn bedrängt und behindert.
- 58 % meinen, dass kaum etwas für den Radverkehr getan wird.
- 58 % meinen, dass man auf Radwegen und Radfahrstreifen nicht sicher fahren kann.
- 56 % fühlen sich als Radfahrer:in gefährdet.
- 56 % meinen, dass keine Werbung für das Radfahren stattfindet.
- 55 % meinen, dass Wege für Radfahrer:innen oft zu schmal sind.
- 51 % meinen, dass Wege für Radfahrer innen holprig und in schlechtem baulichen Zustand sind.
Was als gut wahrgenommen wird (Note 1 und 2):
- 72 meinen, dass die Ortsmitte gut mit dem Fahrrad zu erreichen ist.
- 66 % meinen, dass man zügig und direkt Ziele mit dem Rad erreichen kann.
- 52 % meinen, dass öffentlich zugängliche Leihfahrräder für jeden einfach, zuverlässig und preisgünstig nutzbar sind.
Was ist den Teilnehmenden besonders wichtig?
Der Index der Wichtigkeit wurde aus den Bewertungsabstufungen (wichtig / eher wichtig / eher unwichtig / unwichtig) gebildet. Auf einer linearen Skala ist 1 = wichtig und 0 = unwichtig.
Die Bewertungen liegen in Adendorf zwischen den Werten 0,45 und 0,90.
Wichtig:
Mit 0,90 wurde das Sicherheitsgefühl als am wichtigsten bewertet.
Mit 0,89 liegt Breite der (Rad)wege an zweiter Stelle
Mit 0,88 liegt Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer an dritter Stelle.
Mit 0,86 sind Konflikte mit Kfz und Winterdienst fast genauso wichtig.
Eher unwichtig:
Mit 0,45 wurden öffentlich zugängliche Leihfahrräder als am unwichtigsten bewertet.
Mit 0,50 liegt Medienberichterstattung an zweiter Stelle der unwichtigsten Fragen.
Mit 0,54 liegt Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln an dritter Stelle der unwichtigsten Fragen.
Mit 0,56 liegen Aktionen und Kampagnen an vierter Stelle.
Mit 0,58 liegt Wegweisung an fünfter Stelle.
Bei den fünf als besonders wichtig wahrgenommenen Fragen sind zwei überwiegend negativ bewertete Fragen und keine überwiegend positiv bewertete Frage.
Bei den drei am wenigsten wichtig wahrgenommenen Fragen ist eine überwiegend positiv bewertete Frage und keine überwiegend negativ bewertete Frage.
Fazit: Adendorfs Schwächen werden von den Befragten als wichtiger angesehen als seine Stärken. Für eine wesentliche Verbesserung der Bewertung müssen die durch schlecht bewertete Fragen benannten Problembereiche angegangen werden.