Innovative Verkehrszählung in Lüneburg: Das Telraam-Projekt
In Lüneburg sorgt ein innovatives Projekt für Aufmerksamkeit: Die Telraam Zählstation. Ein Open-Data-Projekt aus Belgien, kombiniert einfache Technik mit bürgerschaftlichem Engagement, um Verkehrsarten und -dichte in Lüneburg quantitativ zu erfassen.
Die kompakten Geräte, in etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel, werden an der Innenseite eines Fensters angebracht von dem aus ein ungehinderter Blick auf die darunterliegende Straße möglich ist und liefern präzise Daten über Fuß-, Rad- und Fahrzeugverkehr.
Funktionsweise des Telraam Zählsystems
Die Telraam-Geräte werden mithilfe ablösbarer Klebepads an der Innenseite von Fenstern im ersten oder zweiten Stock angebracht, um einen guten Blick auf die darunterliegende Straße zu gewährleisten. Ein optischer KI-Sensor erfasst die Bewegungen auf der Straße und unterscheidet zwischen verschiedenen Verkehrsarten sowie Fahrtrichtungen und zählt diese. Es werden dabei keine Fotos erstellt oder personenbezogene Daten erfasst. Das gesamte Zählverfahren ist anonym, sodass datenschutzrechtlich hier keine Bedenken bestehen. Die Zähldaten jeder Zählstation sind öffentlich zugänglich über ein Web-Interface und bieten eine detaillierte Darstellung der Verkehrssituation.
Nutzen für die Verkehrsplanung
Bisher wurden in Lüneburg Verkehrszählungen lediglich sporadisch durchgeführt. Mit Telraam ist es möglich, kontinuierliche und präzise Daten über beliebig lange Zeiträume zu erheben. Dies hilft, Verkehrsspitzen und Problembereiche zu identifizieren. Darauf basierend können Verkehrsplaner verlässliche Analysen erstellen und ggf. gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit durchführen. Insbesondere für den Geh- und Radverkehr ist dies von großer Bedeutung, da viele Straßen noch nicht ausreichend sicher sind. Ein aktuelles Beispiel für die praktische Anwendung ist die Salzstraße in Lüneburg, die Teil des Fahrradstraßenrings ist. Die Telraam-Daten zeigen hier, dass die dort angeordneten Sperrzeiten für den Kfz-Verkehr mit mehreren hundert Durchfahrten pro Tag durchgängig ignoriert werden. Der ADFC Lüneburg hat diese Informationen genutzt, um von der Stadt konkrete Maßnahmen einzufordern.
Einfache Installation und geringe Kosten
Die Installation der Telraam-Geräte ist unkompliziert: Mit wenigen Handgriffen wird das Gerät durch einfache (wiederablösbare) Klebepads an der Innenseite des Fenster befestigt und an ein USB-Netzteil angeschlossen. Anschließend werden grundlegende Informationen zum Straßenabschnitt eingegeben, und das Gerät beginnt mit der Datenerfassung. Die Übertragung erfolgt über das IoT (Internet of Things), ein spezielles Funknetz für Datenübertragung mit geringer Bandbreite. Hierfür fallen vor Ort keine zusätzliche Kosten an. Der Stromverbrauch ist minimal - er liegt zwischen 0,8 - 1,2 W.
Auch die Anschaffungskosten sind überschaubar: Ein Gerät kostet einmalig rund 220 Euro. Der jährliche Stromverbrauch am Aufstellort liegt bei etwa drei Euro. Interessierte, die einen geeigneten Standort anbieten können und/oder das Projekt durch Sponsoring eines weiteren Zählgerätes unterstützen möchten, finden beim ADFC Lüneburg einen Ansprechpartner. Der ADFC übernimmt gerne auch die Installation vor Ort. Technikaffinen Menschen bleibt es aber unbenommen, die Installation selbst durchzuführen.
Aufruf zur Beteiligung
Derzeit gibt es in Lüneburg und Umgebung neun Zählstellen. ADFC Lüneburg und VCD Elbe-Heide rufen dazu auf, weitere Standorte zu melden oder anzubieten. Von besonderem Interesse sind innerörtliche Verbindungstraßen.
Weitere Standortvoraussetzungen für einen Zählort sind:
- Fenster mit weitestgehend freiem Sichtfeld auf die darunterliegende Straße
- möglichst nicht direkt an Straßenkreuzungen
- 220 V Stromversorgung in der Nähe
Jederzeit willkommen sind Menschen, die dieses Projekt (gerne auch standortbezogen) durch eine Spende an den ADFC fördern möchten.
Der ADFC ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden sind also steuerlich absetzbar.
Hier die Zugangsdaten für die Zählstationen in …
Lüneburg:
Reppenstedt:
In Reppenstedt wird das Projekt von der Gemeinde getragen. Sie plant weitere Geräte, sobald Geräte mit Akkubetrieb lieferbar sind.
Wer sich die bisher erfassten Zähldaten dieser Stationen auf den eigenen PC herunterladen möchte, tut dies hier.
Verfasser: Uwe Wenk